Das große Blau

Peer schüttelte seinen Kopf, doch die schnell fallenden Schneeflocken wollten sich einfach nicht vertreiben lassen. „Brr.“ Es war viel zu ungemütlich, zum Fischefangen. Wenn sein Bauch nur nicht so laut grummeln würde…

Er rieb mit seinen kurzen Flügeln über die weiße Kullerkugel. Das flaue Gefühl im Magen kam nicht nur von seinem großen Hunger, sondern auch von der Angst. Peer war noch nie in das kühle Meer gesprungen. Erschrocken vor dem Gedanken, von den großen Wellen verschlungen zu werden, machte Peer drei Schritte rückwärts.

„Du bist schon groß und musst lernen, dir dein Futter selbst zu fangen“, hatte Papa Pinguin gestern zu ihm gesagt. Peer tat einen tiefen Atemzug. Papa hatte Recht. Schnell watschelte der kleine Pinguin auf die große Eisscholle vor dem offenen Meer zu, damit er sich es nicht noch einmal anders überlegen konnte.

Nach einer Weile wollte Peer jedoch nicht mehr weitergehen. Er wurde nach links und rechts geschoben. Die Eisscholle wackelte gefährlich, da seine Geschwister mit Karacho auf dem Bauch, auf dem Po, zu zweit oder zu dritt an ihm vorbeizischten, um gleich mit einem großen „Platsch“ im Wasser zu landen. Er sah ihnen nach, wie sie mühelos und blitzschnell durch das kühle Blau glitten. Peer war etwas traurig. „Das macht bestimmt Riesenspaß, warum traue ich mich nur nicht?“

Dann passierte es: Kalli hatte Anlauf für einen Bauchrutscher genommen. Voll in Fahrt, hatte er seinen ängstlichen Bruder nicht bemerkt und riss ihn mit sich. Peer plumpste auf seinen Po, konnte das Rutschen nicht mehr aufhalten und glitt über den Rand der Eisscholle…

Seine Augen waren weit geöffnet, das Blau umgab ihn. Er war im Meer und es fühlte sich…wundervoll an! Er war leicht wie eine Feder. Erst vorsichtig, dann kräftiger, begann Peer mit seinen Füßen und Flügeln Schwung zu nehmen. An Land musste er mit seinen kleinen Füßen über das dicke Eis watscheln, doch hier war er flitzeschnell.

Jetzt zischte er durch die Fluten. Peer schwamm vor Freude schnelle Kreise, nur um gleich wieder im Zickzack, durch das weite Meer zu jagen.

Ein Fischschwarm kam ihm entgegen. Peer schwamm mitten in das silberne Glitzern hinein und schnappte sich gleich zwei Fische mit seinem Schnabel.

Der kleine Pinguin streckte seinen Kopf aus dem Wasser und schaute in den blauen Himmel. Papa würde mächtig stolz auf ihn sein. Von nun an hatte er keine Angst mehr vor dem großen Blau. Peer sprang fröhlich wieder auf die Eisscholle. Gleich heute Nachmittag würde er wieder mit seinen Geschwistern in das kühle Nass springen und eine Menge Spaß haben.

Aber jetzt war er von seinem Abenteuer etwas müde. Er watschelte langsam zurück zu Mama Pinguin, kuschelte sich an ihr weiches Gefieder und schlief mit vollem Bauch ein.