Licht in der längsten Nacht

„Die letzten zehn Schneebälle hätte nun wirklich nicht sein müssen!“, brachte Igran bibbernd hervor und schüttelte kräftig seinen Kopf. Zwischen den hellen Haarsträhnen des Dunkelelfen waren die weißen Flocken fast nicht zu sehen gewesen. Nun flogen sie als kalte Tropfen in alle Richtungen. Mit einem Kichern hielten sich Marlene und Alsuna schützend einen Arm vor die von der winterlichen Kälte und der wilden Schneeballschlacht geröteten Wangen. Über den Ärmel ihres tannengrünen Wollmantels hinweg fragte Marlene mit gespielter Entrüstung: „Wer hat denn angefangen?!“ Igran grinste schief. „Vielleicht ist mir ja nur etwas aus der Hand gerutscht.“ „Ha!“ Alsuna trat an den Dunkelelfen heran. Ihr Blick glitt über die letzten Schneereste auf seinen Schultern, während sie ihm selbstzufrieden erklärte: „Ein guter Krieger weiß, wann es sich zu kämpfen lohnt.“ Der Mund der Lichtelfe verzog sich zu einem frechen Grinsen, als sie weiter erklärte: „Und wann er es lieber gleich lassen sollte, weil ihm der Gegner weit überlegen ist.“ „Pfft! Überlegen!“ Igran hob anklagend eine Augenbraue. „Ihr habt Magie gebraucht! Das ist geschummelt!“ Marlene ließ einen mit goldenen Fäden durchzogenen Schneeball vor sich tanzen. „Vielleicht… Aber so hat es viel mehr Spaß gemacht!“

„Was höre ich da von Spaß?! Dafür ist keine Zeit! Ihr wart lange genug im Dunkelwald!“ Mit einem leisen Scheppern schloss sich hinter der Huldra Calla die Tür zur Bäckerei des Waldfrauendorfes. „Heute ist Wintersonnenwende! Die längste Nacht des Jahres steht an und wir haben noch jede Menge zu tun!“ Calla wechselte aufgeregt ihren Korb, aus dem es lecker nach Zimtsternkuchen mit Rosinen roch, von der rechten auf die linke Hüfte. „Nun schaut nicht so verdutzt! Wenn ihr bei Einbruch der Dunkelheit mit uns die Wiederkehr des Lichts feiern wollt, müsst ihr auch mithelfen!“ Marlene war die Erste, die sich aus ihrer überraschten Starre löste. „Sicher helfen wir! Du musst uns nur sagen, was wir machen sollen.“ Die Huldra Calla nickte zufrieden, wobei sich eine ihrer seidig braunen Strähnen aus dem zwischen ihrem Geweih kunstvoll gesteckten Haarknoten löste. Die Waldfrau strich sie sich hinter das Rehohr. „Wartet…“ Calla übergab den Korb Marlene und verschwand noch einmal in der Bäckerei. Schon kurz darauf kam sie mit einer großen Holzkiste in den Armen wieder heraus. Igran schnellte nach vorne, um der Huldra die Last abzunehmen. Er stieß einen leisen Laut der Verwunderung aus – die Kiste war erstaunlich leicht. Fragend schaute er daran vorbei. Nachdem Calla Marlene dankend den Korb wieder an sich genommen hatte, wandte sie sich Igran zu. „Ihr findet darin kleine Laternen, die wir jedes Jahr in der dunklen Wintersonnenwende-Nacht in den Zweigen unserer Bäume erstrahlen lassen.“ Calla betrat den Weg, der zu ihrer Hütte führte. „Leider verheddern sich jedes Mal beim Verstauen die Aufhängungen. Wir wollen die kostbaren Stränge aber nicht zerschneiden, denn sie wurden von den Fifrildi, unseren wunderschönen Schmetterlingswesen gewunden.“ Bevor sie zu ihrem Zuhause eilte, um den Apfelpunsch zu dem Zimtsternkuchen zuzubereiten, verkündete sie den Freunden feierlich: „Eure ehrenvolle Aufgabe ist es nun, die Glitzerfäden zu entwirren.“ Alsuna ließ die Schultern hängen. „Das dauert doch bestimmt ewig. Und ist so mühsam… und langweilig.“ Marlene stupste ihr neckisch in die Seite. „Seit wann ist eine Aufgabe mit deinen allerliebsten Lieblingsgefährten langweilig?“ Die Huldra kehrte ihnen den Rücken zu und rief: „Ihr macht das schon.“ Sie blickte noch einmal über die Schulter und mahnte die Gefährten etwas strenger: „ Ihr habt dafür zwei Stunden! Nicht mehr!“

Hinter ihnen knisterte leise das Feuer im Kamin. Vor ihnen klackerten die bunten Mosaikfensterchen der Laternen aneinander, als Igran die Kiste auf dem runden Holztisch entleerte. „Sei doch vorsichtig! Oder willst du, dass etwas zu Bruch geht?! Calla jagt uns in ihrer schrecklichen Huldragestalt, die scharfen Krallen ausgefahren, durch den Dunkelwald!“, wies Alsuna den Dunkelfen scharf zurecht. Igran zog bei der Betrachtung des glitzernden Gewirrs die Augenbrauen zusammen. „Das wird sowieso passieren. Wir schaffen es nie, dieses Chaos in nur zwei Stunden aufzulösen!“ „Hmm…“ Marlene tippte sich nachdenklich ans Kinn. Dann klatschte sie in die Hände. „Wir machen daraus eine Challenge!“ „Was willst du aus diesen Fäden gestalten? Eine „Challenge“? Wir werden genug damit zu tun haben, sie zu entwirren! Da bleibt keine Zeit für Kunst!“, empörte sich Alsuna. Marlene lachte auf. „Eine Challenge ist kein Kunstprojekt! Es ist das englische Wort für Wettbewerb. Passt auf!“ Marlene setzte sich kerzengerade hin. Jetzt begannen die Vorbereitungen Spaß zu machen! „So wie ich das sehe, lässt sich das Gewirr ganz bestimmt in drei Haufen einteilen. Jeder darf sich an seinem mit Magie versuchen. Wer als erster fertig ist, bekommt ein besonders großes Stück von dem Zimtsternkuchen!“ Stolz schaute Marlene ihre noch etwas unsicher dreinschauenden Gefährten an. Igran verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin dabei – aber nur, wenn ich noch hinzufügen darf, dass alleine der Gewinner bei der nächsten Schneeballschlacht Magie nutzen darf.“ Jetzt war es Igran, der sich, sehr stolz auf seinen Vorschlag, in seinem Sessel zurücklehnte. Alsuna war für eine Herausforderung immer zu haben. In ihren Augen funkelte es, als sie verkündete: „So sei es! Lasst uns mit der Challenge beginnen!“

Schattenschlingen schossen die glitzernden Fäden entlang. Umschlangen Knoten und zwangen sie dazu, sich zu lösen. Für den Elfen war es ein Leichtes, aus der schnell herannahenden Nacht, die Dunkelheit zu sich zu rufen und sie zu lenken. Für diesen Zauber brauchte es nicht einmal viel Magie. Das Silber war nur als kleine Sprenkel in seinen tintenschwarzen Augen erkennbar. Gleich hatte er es geschafft! Der Dunkelelf schickte noch ein paar mehr Schatten über das funkelnde Band. „Nein! Igran! Halt! Deine Schatten verfinstern die bunten Scheiben der Laternen! Wenn du so weitermachst, werden sie ganz grau sein!“, stellte Marlene erschrocken fest. Sofort ließ Igran die Hände sinken. Die Schatten fielen von dem Band der Fifrildi ab und offenbarten, dass das letzte Stück immer noch verknotet war. Missmutig betrachtete Igran sein Werk und murmelte: „Dann bin ich wohl raus.“

Alsuna ließ ebenfalls die Hände sinken. „Genauso wie ich. Meine Lichtmagie lässt das Gewirr noch mehr funkeln. So kann ich nicht erkennen, was meine Lichtstränge und was die Fäden der Fifrildi sind. Ich vermag es nicht, das Licht richtig zu lenken. Wie sieht es bei dir aus, Marlene? Jetzt bist du unsere letzte Hoffnung.“ Alsuna schaute neugierig zu ihrer Gefährtin herüber und ergänzte ernst: „Das mit der „letzten Hoffnung“ scheint für dich bestimmt zu sein. Schließlich bist du auch als Auserwählte des Zauberbuchs die letzte Hoffnung der Lichtelfen auf Rettung vor der Dunkelheit.“ Igran nickte langsam. Wandte jedoch seinen Gefährtinnen nicht das Gesicht zu, während er vor sich hin murmelte: „Genau. Marlene bringt das Licht und vertreibt die böse Dunkelheit.“

„Was redet ihr da? Diese“ Sie verzog das Gesicht, als der seidene Schweif ihrer goldenen Magie erneut durch einen Knoten des Fifrildifadens rutschte, anstatt ihn zu lösen. „Laternen haben doch gar nichts mit dem Schicksal des Elfenreichs zu tun! Oh nein! Nicht schon wieder! Ich gebe…“, „auf“ wollte sie sagen, als sich runzlige Finger um ihr Handgelenk schlangen. „Nichts da! Hier wird nicht aufgegeben!“

Die Älteste der Huldras ließ ihre Hand, gefolgt von einer Gänsehaut, zwischen Marlenes Schulterblätter wandern und schob sie etwas näher zu ihren Gefährten. Mit einer Stimme, keineswegs so knorrig wie die Verästlungen auf ihrer Stirn und Wangen, schlug sie heiter vor:„Versucht es zusammen! Gemeinsam ist man immer stärker.“ Die Huldra warf Igran einen kurzen Seitenblick zu. „Und das gilt auch für den Kampf gegen den Dunkelelfenherrscher Mirgos, oder irre ich mich da etwa?“ Igran antwortete der Huldra mit einem breiten Lächeln: „Niemals würde ich Euren weisen Worten widersprechen“, doch seine Schultern blieben weiter angespannt. Alsuna bemerkte dies nicht. Die Hände in die Seiten gestützt, hatte sie ihren Blick fest auf die Älteste gerichtet. Die Lichtelfenkriegerin mochte es nicht, wenn man sich an sie heranschlich. „Vielleicht wollt Ihr uns mit Eurer Magie der Waldfrauen unterstützen?“, schob sie ein, die Augen zu Schlitzen gezogen.

Die Älteste der Huldras lächelte nur milde. „Oh, nein. Calla hat euch diese wichtige Aufgabe übertragen und ihr müsst sie auch erfüllen. Ich bin schon weg.“ Sie schlug einmal kräftig mit ihrem Holzstock auf den Boden. Ranken schossen daraus empor und schlangen sich um ihre Glieder, bis nur noch ihr faltiges Gesicht frei von den Gewächsen war. Zum Abschied sagte die Huldra noch: „Ich freue mich auf eine hell erleuchtete Wintersonnenwenden-Nacht.“ Dann schloss sie die Augen und wurde eins mit dem sich wieder in den Boden zurückziehenden Grün.

Marlene schüttelte voller Staunen langsam den Kopf. Obwohl sie schon einige zauberhafte Dinge in dem Land der Elfen sehen durfte, war sie jedes Mal aufs Neue von diesen Wundern überrascht. Ein kräftiges Räuspern lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die zwei Elfen vor ihr. „Na dann fangen wir wohl noch einmal von vorne an! Uns bleiben noch…“ Igran warf einen Blick durch das Fenster auf die langsam hinter den hohen Tannenwipfeln untergehende Sonne. „…nicht mehr viel Zeit!“, ergänzte Alsuna. Marlene strich nachdenklich über die glitzernden Schnüre. Vielleicht – wenn sie nur genau hinhörte… Marlene konzentrierte sich und ließ sich in den magischen Gedankenfluss ziehen und vertrauensvoll treiben.

Zuerst hörte sie ein helles Klingeln. Nein. Es war mehr ein Kichern. Dann sprachen feine Stimmchen zu ihr: „Dunkelheit treibt voran, Licht dimmt und goldene Magie sie durch die Knoten schlingt.“

„Ähhm. Alles in Ordnung mit dir?“ Marlene tauchte mit einem leisen Schreckenslaut wieder aus dem Fluss der Magie auf. Sie musste ein paar Mal blinzeln, um wieder in der Huldrahütte anzukommen. „Ja. Alles in Ordnung.“ Alsuna hob eine Braue. „Du hast mit magischen Wesen gesprochen, habe ich recht? Du starrst nämlich immer so ins Nichts, wenn..“ „Die Fifrildi haben mir verraten, wie wir es gemeinsam anstellen können“, verriet Marlene aufgeregt. Igran zog seine langen Beine an und stand mit Schwung aus seinem Sessel auf. „Wir sind ganz Ohr!“

Marlene nickte und ging vor den Elfen auf und ab. „Igrans Schatten sind recht schnell vorangekommen. Sie schienen genau zu wissen, welche Windungen bei den verschlungenen Strängen zu nehmen waren. „Nur dass man die eigentliche Laterne nicht mehr als Lichtbringer nutzen könnte“, gab Alsuna mit einem schnellen Seitenblick zu dem Dunkelelfen zu bedenken. „Genau! Aber da kommen deine Lichtstrahlen ins Spiel“, fuhr Marlene fort. „Während Igrans Schatten den Weg vorgeben, nimmst du der Dunkelheit die Finsternis.“ Über Marlenes Nase erschien eine kleine Falte. „Versteht ihr, was ich meine?“ Igran fuhr sich mit dem Finger über das erhobene Kinn. „Vollkommen.“ Alsuna stöhnte missmutig. „Der Teil, in dem die Dunkelheit die Führung übernehmen soll, gefällt mir natürlich nicht sonderlich.“ Sie strich sich eine rote Locke aus der Stirn. „Aber wenn wir das gemeinsam machen, sollten wir uns auch gegenseitig vertrauen.“ Igran blickte die Lichtelfe mit großen schwarzen Augen an. Alsuna hatte sich ihm gegenüber eher vorsichtig – er wollte es nicht misstrauisch nennen – verhalten. „Was starrst du so? Es soll uns doch schließlich gelingen!“ Alsuna schüttelte über den Dunkelelfen den Kopf, obwohl sie ebenso sehr von seiner Reaktion überrascht war. Schnell wandte sie sich wieder Marlene zu. „Und was soll deine Aufgabe sein?“ Marlene öffnete und schloss ihre Hände, während sie antwortete: „Meine Magie wird dafür sorgen, dass euer starkes Band an keiner Verästelung hängen bleibt und wird gemeinsam mit euren Kräften jeden noch so festen Knoten lösen.“

Die kleinen Fortschritte reichten Igran nicht. Er flüsterte schnell ein paar beschwörende Worte und schon schossen noch mehr dunkle Schemen zu den Gefährten heran. „Deine Schatten verdrängen mein Licht! Ruf ein paar von ihnen zurück!“ Alsuna stieß Igran hart an der Schulter an. „Es bleiben uns nur noch wenige Minuten!“, grollte Igran frustriert zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Glaub mir, ich kann sie kontrollieren!“ Igrans zitternden Hände straften seine Worte Lügen. Alsuna rückte näher an Igran heran und senkte die Stimme, sodass nur er sie hören konnte. „Wenn du jetzt und hier mit dem übermäßigen Gebrauch deiner schwarzen Magie das Biest in dir weckst, wird das schlimme Folgen haben!“ Igran knurrte. „Rede nicht vor Marlene darüber!“

Marlene hatte nur im Streit gezischte Worte, aber nicht den Inhalt des Gesprächs der Elfen mitbekommen. Sie war viel zu sehr auf ihre eigene Magie konzentriert. Nun schimpfte auch sie: „Was ist aus dem Vertrauensversprechen von eben geworden?! Könnt ihr euch nicht einmal einig sein? Der Strang aus Licht und Schatten ist sonst nicht stark genug und meine goldene Magie gleitet wieder an den Knoten vorbei anstatt sie zu lösen!“

Plötzlich ging ein Beben durch die Hütte, die zwischen den starken Ästen einer alten Eiche ihren Platz hatte. Die Stimme der Huldra erklang voll und tief, als sie die Gefährten mit einem Wort in ihrem Zwist innehalten ließ: „Gemeinsam!“

Alsuna, Igran und Marlene atmeten durch und stimmten der Ältesten gleichzeitig zu: „Gemeinsam!“ Igran senkte die angespannten Schultern und ließ zu, dass Alsunas Lichtstränge seine Schatten durchwoben. Marlene hörte die Fifrildi rufen: „Ihr macht das ganz toll! Gleich habt ihr unsere Fäden wieder in Ordnung gebracht! Nur noch ein kleines Stück!“ Von ihren unterstützenden Worten gestärkt, gab Marlene alles und…. jauchzte auf, als mit dem Untergang der Sonne alle Fäden wohl geordnet vor ihnen lagen.

Igran saß abseits von den feiernden Huldras auf eine Bank, den Kopf hatte er weit nach hinten an den rauen Stamm einer hohen Eiche gelehnt. Tief in Gedanken versunken blickte er hinauf zu den warm leuchtenden Laternen. Nur mit einem leisen Windhauch machte sich Alsuna bemerkbar, als sie sich neben ihn setzte. Die Lichtelfe teilte mit ihm die Stille – so nahe an den Wintersonnenwenden-Klängen von heiterer Musik und lautem Gelächter und doch ganz weit weg. Nach einer Weile räusperte sie sich. Die Worte fühlten sich vom langen Schweigen noch ganz rau in ihrem Hals an, doch sie brachte sie so bestimmt wie möglich hervor: „Das darf nicht noch einmal passieren.“ Igran ließ das Kinn langsam auf die Brust sinken – kein wirkliches Nicken, jedoch ein schwaches Zeichen der Zustimmung. Der Dunkelelf wusste genau, was seine Gefährtin da von ihm verlangte: Er musste sich besser kontrollieren. Die Finsternis würde ihn sonst in Gestalt eines Biestes mit scharfen Klauen und Zähnen verschlingen.

„Na hallo! Was bringst du uns denn da?“, Alsunas übertrieben fröhliche Stimme, die ihn auf die Ankunft Marlenes aufmerksam machen sollte, ließ Igran die in Gram fest geschlossenen Augen wieder öffnen. Schnell setzte er die Maske des stets gut gelaunten, etwas zu selbstverliebten Dunkelfelfenprinzen auf. „Marlene! Bringst du mir etwa meinen Gewinn?“, fragte er, seinen Mund zu einem schelmischen Grinsen verschoben. Marlene setzt sich auf seine andere Seite auf der Bank und legte den Teller mit einem großen Stück Zimtsternkuchen auf seinem Schoß ab. Während sie den Elfen eine Gabel reichte, stellte sie für den frechen Prinzen noch einmal richtig: „Du meinst unseren Gewinn, den wir gerecht untereinander aufteilen?“

Alsuna stach sogleich ihre Gabel in die Köstlichkeit. Die Lichtelfe schloss genießerisch die Augen, um dann triumphierend zu verkünden: „Wenigstens hatte ich den ersten Bissen!“ Igran lachte auf. Es war ein echtes Lachen, ein befreites Lachen. Da war sie wieder: die sture Lichtelfe, die jede sich ihr anbietende Herausforderung annahm. So sauer konnte Alsuna ihm also nicht sein. Er nahm sich ebenfalls ein Stückchen von dem Zimtsternkuchen auf die Gabel und sagte mit dem Mund voller süßer Creme: „Dafür darf ich bei der nächsten Schneeballschlacht die erste Kugel werfen!“ Marlene zog kopfschüttelnd den Teller zu sich heran. Die beiden ehrgeizigen Elfen würden sich wohl nie ändern. Aber das konnte ja nur hilfreich für ihr Vorhaben sein, den Dunkelelfenkönig Mirgos aufzuhalten.