Ein ganz normaler Hexenmorgen

Die kleine Hexe Petunia streckte sich: Erstmal die Beine locker strampeln, danach mit dem einen und mit dem anderen Arm an die Decke zeigen. Ihr großes Holzbett knarrte und quietschte bei jeder Bewegung. Anschließend die Hände zusammen nehmen und dann nach links und rechts beugen.

„Autschi!“ Ihre Finger hatten auf der rechten Seite etwas Kratziges berührt. Das gehörte nicht zum Morgensport! Verärgert klappte sie ein Auge auf. „Ach du bist es nur, mein Puschelchen“, sagte sie und strich ihrem Besen sanft über den knorrigen Stiel. Dass sie ihn eigentlich dort immer abstellte, hatte das zerstreute Hexlein wieder mal vergessen….

Die Sonne hatte ihr Morgenrunde schon längst beendet. Ihre Strahlen tauchten das schiefe Hexenhäuschen im Zauberwald in ein warmes, helles Licht. Petunia war nun bereit aufzustehen. Sie ließ ihre Beine aber noch etwas über der Bettkante baumeln. Dabei rutschten ihre bunten Ringelsocken fast von ihren Füßen. „Halt! Hiergeblieben!“, kicherte sie und zog sie schnell wieder hinauf.

Petunia holte Schwung und sprang auf die knarzenden Dielen. Erschrocken von dem Knall, stand ihr Kater, Herr Mauz, sofort auf allen Vieren. Er knurrte leise, drehte sich dreimal um sich selbst und kuschelte sich wieder in die warme Bettdecke ein. „Du bist vielleicht ein Faulpelz!“, schimpfte die kleine Hexe. „Jetzt ist es Zeit für das Frühstück!“

Das allerliebste Lieblingsfrühstück der kleinen Hexe waren Pfannkuchen mit grüner Brennnesselsoße. Selbstverständlich bereitete sie diese auf Hexenart zu. „Wo hab ich denn nur meinen Zauberstab?“, fragte sich Petunia und kratzte sich am wuscheligen Hexenkopf.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schaute auf ihrem Tränkeregal nach – nichts. Petunia schob einen Stuhl zur Seite, ging auf die Knie und lunste unter den Tisch. Wieder nichts! Petunia überlegte noch einmal genau. Was hatte sie gestern gemacht? Da fiel es ihr wieder ein: „Kaulquappensuppe!  Ahhh, da bist du ja!“, jauchzte sie und griff in ihren großen Hexenkessel. Sie wischte den glibischigen Stab an ihrem Rock ab. Es konnte losgehen:

Krötenschleim und Schlangenei,

Mehl, Milch, Eier, Zucker und Rührbeslein,

kommt rasch herbei!

Sprach sie und machte kleine Kreise mit ihrem Zauberstab in der Luft. Schon flogen die Zutaten für den Pfannkuchen aus allen Richtungen auf sie zu. Das Hexlein duckte sich, aber es half nichts. Die Mehltüte schüttete sich über ihrem Kopf aus, die Milch ergoss sich auf ihrem Schoß, die Zuckerdose gab eine Prise auf ihre Nase und das Ei zerbrach – platsch- auf ihrer Stirn. Damit nicht genug, tanzte der Rührbesen auf ihren Haaren.

Petunia schaute grimmig aus ihrem Teigchaos. „Ich habe anscheinend was vergessen“, grummelte sie. Erstmal ein Saubermachspruch:

Klauen, mausen und stibitzen,

ich möchte wieder sauber blitzen!

Petunia fasste sich in ihr Gesicht. Ja, es fühlte sich nicht mehr klebrig an. Doch als sie in den Spiegel sah, musste sie vor lauter Helligkeit, erstmal die Augen zusammenkneifen. Das Hexlein leuchtete in den schönsten Farben. „Heute ist wohl nicht mein Hextag… Ich hexe das später wieder zurück. Sieht doch eigentlich ganz schön aus. Jetzt habe ich erst einmal Hunger“, stellte sie fest und hopste zu ihrem Zauberbuch. Laut las sie nun den richtigen Spruch vor:

Schüsselchen ohne Rüsselchen,

in dich hinein kommen,

Mehl, Milch, Eier und Zucker geschwind,

Rührbeslein, rühr schnell wie der Wind!

Wieder kamen die Pfannkuchenzutaten von allen Seiten geflogen, aber diesmal landeten sie brav in der Rührschüssel und der Rührbesen vermischte sie zu einem glatten Teig.

Petunia schaute ihr Öflein besonders lieb an und sprach mit süßer Stimme:

Nun, lieber Ofen, lass mich nicht im Stich,

Hitze für die Pfanne, brauche ich für mich!

Der konnte nicht anders, als ein kleines Feuer zu entfachen und puffte dreimal fröhlich aus seinem Ofenrohr. Petunia jauchzte: „Was für ein schöner Hexenmorgen!“

Der Pfannkuchen bruzelte in der Pfanne. Petunia wäre allerdings keine richtige Hexe, wenn ihr nicht schon ein neuer Schabernack einfallen würde. „Wie oft kann sich ein Pfannkuchen wohl in der Luft drehen? Was denkst du mein Katerchen?“, wandte sie sich an Herrn Mauz. Der klappte nur ein Auge auf und dann schnell wieder zu. „Du wirst schon sehen“, sagte Petunia und schnappte sich den Stiel der Pfanne. Ein kräftiger Schwung und…. es musste ja so kommen. Der Pfannkuchen klebte an den Decke, zwischen Kräutern und Fledermäusen.

Sie kicherte. „Zum Glück haben wir ja noch ein bisschen Teig….“

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