Mina bei den Ameisen

Mina Maus schob einen grünen Grashalm beiseite und blinzelte in die helle Sonne. „Heute ist der perfekte Tag für ein schönes Picknick mit meiner Freundin Emma Eichhorn“, sagte sie fröhlich. An Minas Arm baumelte auch schon ein kleines Holzkörbchen, aus dem es herrlich nach frischem Nusskuchen roch.

Mina konnte in der Ferne Emmas Baum sehen. In dessen Schatten wollten sie es sich mit einer Tasse Hagebuttentee gemütlich machen. Flink lief sie den kleinen Hügel hinunter. Doch ihre Vorfreude wurde jäh getrübt. Der Weg zu Emmas Zuhause war durch eine lange Ameisenstraße versperrt. Ein Krabbeltier reihte sich an das andere, und ließ nicht die kleinste Lücke, durch die man hätte schlüpfen können.

Mina schaute erst nach rechts, dann nach links, aber sie konnte weder den Anfang noch das Ende der Ameisenstraße erkennen. Was sollte sie nur tun? Emma fragte sich bestimmt schon, wo sie so lange blieb. Die kleine Maus trat einen Schritt näher an die Ameisen heran und fragte ganz höflich: „Entschuldigen Sie bitte. Währen Sie so freundlich und würden mich kurz durchlassen?“

Die Ameisen hörten und sahen sie scheinbar nicht. Die fleißigen Tiere waren alleine auf ihre Aufgabe konzentriert, kleine Stöcke und Nadeln von einem Ort zum anderen zu transportieren.

Eine Rote Waldameise jedoch, hatte das verzweifelte Mäuschen bemerkt. „Jetzt ist es ganz schlecht Maus. Wir bauen gerade einen neuen Ameisenhaufen und haben noch eine Menge zu tun, bis der nächste Regen kommt.“ Und schon, war sie wieder ein ganzes Stückchen weitergelaufen. Mina beeilte sich, um sie einzuholen. „Könntest du nicht mit ein paar Freunden kurz anhalten?“ Anna Ameise schüttelte ihren braunen Kopf. „Das geht auf keinen Fall. Wir folgen Duftstoffen, sogenannten Pheromonen, welche die vor uns gelaufenen Ameisen hinterlassen haben. Der Weg ist also vorgegeben. Tanzt eine Ameise aus der Reihe, ist die ganze Ordnung dahin und damit auch die Ameisenstraße.“

„Wie sieht denn so ein Ameisenhaufen aus? Vielleicht kann ich euch ja schnell helfen. Ihr kleinen Tierchen braucht dafür bestimmt noch ewig.“ Anna schaute unser Mäuschen etwas verdutzt von der Seite an. „Wir mögen zwar klein sein, aber dafür schaffen wir in der Gemeinschaft eine ganze Menge. Der Ameisenhügel der Roten Waldameise kann bis zu zwei Metern hoch werden und reicht noch einmal so tief in den Boden. Er besteht aus Nadeln, Holzstückchen, kleinen Steinen und anderen Pflanzenresten aus der Umgebung.“

Mina hatte gar nicht bemerkt, dass sie an dem neuen Zuhause der Ameisen angekommen waren. Der Hügel hatte schon eine beachtliche Größe und war auf der schattigen Lichtung nicht zu übersehen. Darauf war vielleicht was los. Auf den ersten Blick ein wildes Durcheinander. Doch jede Ameise schien genau zu wissen, wo sie hin musste und was sie zu tun hatte.

Jetzt konnte Anna eine kleine Verschnaufpause machen. „Warum baut ihr den Hügel eigentlich so hoch?“, wollte die neugierige Mina gleich von ihr wissen. „Ersteinmal sind wir sehr viele. Hier werden von 200.000 bis zu 2 Millionen Ameisen leben. So genau haben wir da nicht nachgezählt“, schmunzelte sie und erklärte weiter: „Die obere Schicht ist wärmeisolierend an heißen Tagen und dient als Wärmespeicher an kalten Tagen. Wir Ameisen mögen es schön gemütlich. Deshalb haben wir einen Trick, mit dem wir uns das Sonnenlicht und damit die Wärme einfangen können: Je höher wir den Hügel bauen, desto mehr Fläche hat er, auf die die Sonnenstrahlen treffen. Wird es drinnen jedoch zu heiß, machen wir Löcher in den Haufen, durch die die Hitze und die verbrauchte Luft entweichen können. Kommen Herbst und Winter, verschließen wir die nach draußen führenden Gänge und haben es im Inneren mollig warm.“

Mina machte große Augen. „Bei euch ist alles durchgeplant.“ „Das stimmt. Wir Ameisen leben in einem Staat, in dem jeder seine Aufgabe hat. Ich gehöre zu den Arbeiterinnen, die hier die Mehrzahl bilden. Wir haben immer etwas zu tun. Einige sind für die Reinigung und die Pflege des Baus zuständig. Wichtig ist auch die Aufgabe der Brutpflege, bei der sich die Arbeiterinnen um die Entwicklung der Eier und Larven kümmern.

Eine Ameisenstraße hast du ja bereits gesehen. Auf dieser wird hauptsächlich Nahrung zum Nest geschleppt. Das muss ja auch jemand machen. Und dann gibt es noch die Wächterinnen, die den Ameisenhaufen vor Feinden, wie den Wespen, beschützen und bei Gefahr Alarm schlagen. Die bedeutenste Aufgabe aber, hat die Königin. Ohne sie könnte unser Volk nicht überleben, denn sie legt die Eier und sorgt damit für neues Leben. Die Männchen helfen der Königin dabei, indem sie die Eier befruchten, damit aus ihnen auch kleine Ameisen schlüpfen. Eine Königin legt im Durchschnitt von Frühling bis Herbst 100 Eier am Tag. Die Arbeiterinnen kümmern sich dabei stets um ihr Wohl.

Mina weiß auch etwas über Ameisen: „Ihr werdet die Gesundheitspolizei des Waldes genannt.“ „Ja, das stimmt“, nickte Anna stolz. „Hier vor dir, siehst du das beste Beispiel unseres Werkes: So ein Ameisenhügel bleibt nicht immer gleich. Durch den Umbau oder das Versetzen durchmischen und durchlüften wir den Waldboden, sodass Pflanzen besser wachsen können. Zudem schützen wir die Bäume, indem wir Schädlinge des Waldes, wie Borkenkäfer und Blattwespenlarven, vernichten.

Der Duft der Samen einiger Waldblumen zieht uns magisch an. Wir tragen sie in unser Nest und sorgen so für die Verbreitung der Pflanzensamen. Die Ameisen sind überhaupt gut im Wegtragen. Wir sind zwar klein, können aber das 30- bis 50-fache unseres eigenen Körpergewichtes tragen. Das geht sogar auf Bäumen kopfüber und auf rutschigen Oberflächen wie nassen Grashalmen. Sicher hast du schon beobachtet, wie eine Ameise herumliegende Krümel oder tote Insekten auf ihrem Rücken transportiert. Für dich scheinen dies nur Abfälle zu sein, wir können sie beispielsweise noch als Nahrung verwenden“, erklärte Anna der wissbegierigen Maus.

„Apropos Nahrung und leckere Gerüche… Was hast du denn da gut riechendes in deinem Korb?“ Das erinnerte Mina wieder an ihr geplantes Picknick mit Emma Eichhorn. „Oh Schreck! Das hätte ich fast vergessen. Ich bin zu einem Picknick mit Kuchen und Tee verabredet! Komm doch einfach mit“, schlug sie Anna Ameise vor. Die schüttelte ihren Kopf. „Nein, nein. Du weißt ja: Ameisen haben immer etwas zu tun. Aber wenn ihr ein paar Krümel zufällig hinunter fallen lasst, räumen wir die gerne weg“, sagte sie mit einem Augenzwinkern und rieb sich ihr Bäuchlein.

Experiment: Aus Blau mach Rot

Die emsigen Krabbler können mit der Ameisensäure nicht nur Feinde in die Flucht schlagen, sondern auch wunderschöne Farbmuster zaubern.

Legt bei eurem nächsten Waldspaziergang eine blaue Blüte, wie die des Blauen Storchschnabels oder der Glockenblume, in einen Ameisenhaufen. Die Wächterinnen werden sofort alarmiert sein und ihre Säure auf den vermeintlichen Eindringling spritzen. Auf der blauen Blüte, sind in sekundenschnelle rote Punkte zu erkennen.

Erklärung:

In den Blütenblättern ist ein blauer Farbstoff gespeichert, der in der Chemie der Gruppe der Anthocyane zugeordnet wird. Kommen diese in Berührung mit einer sauren Lösung, wie der Ameisensäure, verfärben sie sich rot.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert