Mina Maus schmaust im Mittelalter

Mina hatte Hunger. So riesigen Hunger, dass ihr Bauch laut grummelte. Sie schaute in ihre Vorratskammer. Darin war nichts weiter als ein schrumpliger Apfel. „Das Mäuschen seufzte: „Ach, wäre doch nur meine Freundin, die Hexe Gertrude, hier. Die könnte mir bestimmt die leckersten Sachen herzaubern.“

„Hat da jemand nach mir gerufen?!“ Schnell rannte Mina nach draußen. Da stand das Hexlein auch schon in ihrem Garten, zwischen den Sonnenblumen und dem Schnittlauch. „Schön, dass du da bist! Mein Hunger ist riesengroß! Also… Ich hätte gerne ein Marmeladenbrot, ein großes Glas Milch und vielleicht noch einen Schokokeks!“, wünschte Mina gleich los. „Nicht so schnell“, lachte Gertrude. „Wir probieren heute mal etwas Anderes aus. Was hälst du vom Mittelalter? Mit den Händen essen, Tische, die sich von herzhaftem Essen biegen, Schmatzen – das wird ein Spaß! Oder war es doch ganz anders? Lass es uns herausfinden!“ Gertrude hob ihren Zauberstab:

Spinnenspucke und Krötenschleim

in den Zeiten von Rittern, Burgen und Prinzessinnen wollten wir sein!

In diese Zeit führte Mina und Gertrude ein heller Lichtstrudel. Einige Zeit flogen sie über Wälder und Felder, bis eine kleine Gruppe von Häusern mit Strohdächern zu sehen war. „Oh, da wohnt der Bauer Heinrich. Bei dem war ich schon öfters zu Besuch! Ist vielleicht ein bisschen grummelig, aber er mag es, liebe Gäste bei sich zu haben. Auch wenn er nicht viel hat, Heinrich teilt es gerne“, erklärte Gertrude ihrer neugierigen Freundin.

Die Hexe klopfe. Von drinnen schallte es: „Traut euch nur herein, ihr kleinen Naseweise! Ich habe euch längst kommen sehen. Im Topfe über dem Feuer brodelt es schon!“

„Hier seht ihr Gerste und Wasser zu einer Pampe vermischt, die den Magen fürs Erste gut füllt. Dazu gibt meine Frau Gemüse, welches gerade in unserem Garten wächst. In diesen Tagen ist es Wurzelgemüse, also Sellerie, Lauch, Möhren oder Zwiebeln. Probiert mal!“, forderte der freundliche Bauer sie auf. Mina verzog das Gesicht. „Das schmeckt ja nach fast nichts.“ Bauer Heinrich lachte laut: „Das teure Salz nehmen wir selbstverständlich nicht zum Kochen. Wir brauchen es dringender zum Einlegen von Fleisch und anderen Nahrungsmitteln, die wir haltbar machen wollen. Gewürze sind bei uns Kräuter, wie der Mönchspfeffer oder die Petersilie.“ Mina biss trotzdem lieber in das grobe Roggenbrot. „Nimm nur. Bei uns armen Leuten bekommst du allerdings kein feines, helles Weizenbrot, denn das ist den hohen Herren vorbehalten.“

„Im Herbst legen wir uns auch einen Vorrat an Hülsenfrüchten, wie Erbsen und Bohnen an. Das bläht zwar den Bauch, sodass man laut tönen muss, macht aber satt und gibt Kraft“, ergänzte Bauer Heinrich grinsend.

Mina und Getrude dankten dem Bauern Heinrich für seine Gastfreundschaft und das aufschlussreiche Gespräch. Allerdings knurrte Minas Magen immer noch. Gertrude schmunzelte. „Dagegen habe ich doch etwas.“ Sie zog eine Pergamentrolle, die mit rotem Wachs versiegelt war, aus ihrer Tasche. Sie entrollte das Schriftstück und las laut vor:

Liebreizende Mina, edle Gertrude!

Wir laden Euch zu einem üppigen Mahle in Unserem Hause ein.

Hochachtungsvoll,

Ritter Julius von Elbertshagen

Mina Maus quieckte begeistert. „Wenn der edle Herr Graf uns schon einlädt, müssen wir doch unbedingt erscheinen! Los Gertrude! Fliegen wir zu einer echten Ritterburg!“

„Ich habe schon angewiesen für euch in großen Kesseln, die an schweren Ketten über der gemauerten Feuerstelle hängen, an Spießen über heller Flamme und Tontöpfen eine Vielzahl von edlen Speisen zuzubereiten“, begrüßte der Ritter Julius seine Gäste.

„Das ist doch mal nach unserem Geschmack, oder Mina? Komm! Wir setzen uns an die lange Tafel!“, sagte Gertrude etwas aufgeregt. Die Gerichte wurden ihnen von der Dienerschaft alle auf einmal serviert. Die Gäste durften sich dann etwas davon heraussuchen. Damit zeigte ihnen der adlige Herr, wie reich und bedeutend er war. Mina lief schon das Wasser im Munde zusammen.

Es gab Eiersuppe mit Safran, Schaffleisch mit Zwiebeln, Brathuhn mit Zwetschgen, Stockfisch mit Öl und Rosinen, eine Schweinskeule mit Gurken und gesottene Fische, sauer zubereitet.

Mina klopfte auf ihren nun kugelrunden Bauch. „Was gibt es zum Nachtisch?“, wollte sie wissen. Der Ritter klatschte zweimal in die Hände. Sofort wurde serviert:

Zerkleinertes, in Mandelmus getränktes Weißbrot, Nudeln mit gesüßtem Rahm und gekochtes Obst gemischt, mit zerstoßenem Weißbrot, verfeinert mit Gewürzen. Gesüßt sind die Speisen mit Honig.

Bauer Heinrich stand währenddessen vor seinem Haus und biss herzhaft in einen Apfel. „Frisches Obst schmeckt doch am besten nach dem Essen. Geht mir weg, mit eurem fetten Backwerk!“

Mina schleckte sich den letzten Rest Honig von den Lippen. Nun waren alle satt. Artig bedankten sich die Zeitreisenden bei dem edlen Herren für das gute Mahl. „Sehr gerne. Beehrt mich wieder“, sagte der Ritter Julius und begleitete sie noch nach draußen. „Nehmt doch eines meiner besten Pferde für die Heimreise!“ Mina und die Hexe kicherten. Für ihre Reise brauchte es keine schnellen Hufe….

Nun greifet selbst zum Kochlöffel!

Hier kommt Minas Rezept für ein einfaches, schnelles, und vor allen Dingen, schön süßes Gericht:

Zutaten:

  • 4 Scheiben Toastbrot
  • 1 Ei
  • 250 ml Milch
  • 40g Butter
  • Zimt und Zucker

Passet auf und machet mit!

  1. Die Milch wird mit dem Ei und zwei Esslöffeln Zucker verrührt.
  2. Legt die Toastbrote in eine größere Form und begießt sie mit der Eiermilch. Lasst das Toastbrot sich nun schön vollsaugen.
  3. Nun geht es ab in die Pfanne. Die Butter in die Pfanne geben, damit die gute Speise später am Boden nicht festklebt.
  4. Die vollgesogenen Toastbrote werden darin circa vier Minuten auf jeder Seite angebraten, bis sie goldbraun sind.
  5. Etwas Zucker und Zimt vermischen und noch auf die warmen Armen Ritter streuen.
  6. Wie ein hungriger Ritter hineinbeißen!

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